2009-05-27

2008-04-25 BürgerEingabe

BürgerEingabe an die Stadt Aachen vom 25.04.2008
(Teil 2)

Stadt Aachen
Planungsamt
52058 Aachen

Bürgeranhörung Planung Hochschulerweiterung Melaten/Seffenter Weg

Sehr geehrte Damen und Herren!

Ergänzend zu meinem Schreiben vom 10. April 2008 möchte ich noch folgende Punkte konkretisieren:

Verfahren:
Es ist nicht ersichtlich, weshalb es sich bei der Planung um eine "Innenentwicklung" handeln soll. Für jeden Bürger stellt sich das Plangebiet als unbesiedelter Außenbereich dar. Die mit einem verkürzten Verfahren verbundenen Einschränkungen bei den Umweltprüfungen wären im vorliegenden Fall wegen des hohen Konfliktpotentials nicht sachgerecht. Vielmehr ist ein vollständiges Verfahren mit Prüfung aller Belange sinnvoll und erforderlich.

Landschaftsplan:
Eine parallele Änderung des Landschaftsplanes ist sinnvoll und erforderlich, um eine angemessene Vergrößerung des Naturschutzgebietes zu ermöglichen und ökologische Kompensationsmaßnahmen zu sichern.

Darstellungen im Flächennutzungsplan:
Die als Grünflächen im FNP-Entwurf dargestellten Flächen sind tatsächlich Waldflächen, die auch als solche darzustellen wären. Auch die notwendige und bereits vorgesehene Schließung des Waldstreifens im Norden müsste als solche bereits im FNP dargestellt werden, da sie sonst im weiteren Verfahren nicht hinreichend gesichert ist, sondern wieder zur Disposition gestellt werden könnte. Im Süden ist eine Ergänzung des Waldstreifens bis zur Sommerfeldstraße genauso geboten.
In meinem Schreiben vom 10. April 2008 habe ich eingehend begründet, weshalb generell eine Verbreiterung des Waldstreifens nach innen zum Baugebiet hin erfolgen sollte. Auch diese Erweiterung wäre im FNP als Wald darzustellen. Nur als Wald kann dieser Grünstreifen optisch wirksam bleiben, bzw. werden. Und auch nur als im FNP dargestellter Wald ist er planerisch hinreichend gesichert, z.B. weil ansonsten wieder künftig in vereinfachten Bebauungsplan-Änderungsverfahren eine schrittweise Reduzierung "nach Bedarf" erfolgen könnte. Zwischen dem Waldsteifen und der Bebauung ist zusätzlich (!) ein 20-30 m breiter Freiraum erforderlich, um Konflikte zwischen Wald und Bebauung zu vermeiden. Dieser Freiraum wäre dann tatsächlich eine "Grünfläche", die dann aber auch als solche ebenfalls bereits im FNP dargestellt werden könnte, da sie eine übergreifende raumwirksame Bedeutung hat.
Die Flächen für die Landwirtschaft müssten gemäß der Gründe in meinem Schreiben vom 10. April 2008 deutlich bis zur Sommerfeldstraße erweitert werden. Zusätzlich sollte eine Überlagerung als Fläche zum Schutz von Boden, Natur und Landschaft erfolgen. Sie dient sowohl dem Schutz seltener Böden (Kreidemergel in Hanglage), als auch dem Naturschutz (Vorkommen sehr seltener Arten) und dem Landschaftsschutz (Erhaltung eines wichtigen landschaftlichen Freiraums für die Naherholung). Tatsächlich weideten auf diesen Flächen in diesem Frühjahr Schafe; es handelt sich also keineswegs um Rasenflächen.
Generell ist eine Rücknahme von Bauflächen (Sondergebiet) schon im FNP-Änderungsverfahren geboten, weil die aus heutiger Sicht wahrzunehmenden vielfältigen Umweltanforderungen bei der damaligen Aufstellung des FNP in völlig unzureichender Weise berücksichtigt wurden. Teilweise gab es für diese Belange seinerzeit noch gar keine rechtliche Grundlage, z.B. Bodenschutz.

Artenschutz:
Die von mir im Schreiben vom 10. April 2008 als Beispiele genannten Arten zeigen, dass im Plangebiet und seinem Umfeld aufgrund der Bodenbeschaffenheit ein sehr spezifisches Ökosystem existiert. Dieses ist generell näher zu untersuchen, um überhaupt planerische Grundlagendaten zu erhalten. Eine Abwägung von Belangen ist ohne solche Grundlagen gar nicht möglich. Zu beachten ist dabei, dass zwar der Schwerpunkt des Interesses auf Arten liegen muss, die an Kreidemergelböden adaptiert sind, aber trotzdem zusätzlich auch schutzbedürftige Arten vorkommen können, die einen solchen Bezug nicht haben. So besteht aufgrund aktueller Beobachtungen die Vermutung, dass der ehemals in NRW ausgestorbene Wanderfalke im Bereich des Klinikums brütet. Auch dies unterstreicht den sehr hohen ökologischen Wert des offenen Landschaftsraumes nördlich des Klinikums und die Notwendigkeit, diesen als erweitertes Naturschutzgebiet zu sichern.

Naherholung:
Der Landschaftsraum zwischen Klinikum, Gut Melaten und den 7 Quellen ist ein Naherholungsraum von gesamtstädtischer Bedeutung mit sehr hohem Besucheraufkommen, nicht nur durch Gäste des Klinikums und Hochschulangehörige. Diese Bedeutung wird durch die Campus-Entwicklung weiter wachsen. Dafür sind dann aber auch zusätzliche Flächen und Konzepte erforderlich, die gegen eine städtebauliche Inanspruchnahme zu verteidigen sind. So gibt es zwischen der Sommerfeldstraße und dem bestehenden Waldstreifen heute eine (möglicherweise durch künstliche Aufschüttung entstandene) überhöhte Bergkuppe, die in keiner Karte dargestellt ist. Sie dominiert aber nicht nur sehr positiv das Landschaftsbild, sondern bietet für den Spaziergänger die spektakulärste Aussicht auf das Klinikum sowie über den gesamten Landschaftsraum bis zum Dreiländerpunkt. Die Erhaltung dieses Aussichtspunktes wäre von größter Bedeutung für den künftigen Campus. In der Planung soll er aber leider überbaut werden. Ich bitte dringend, seine Erhaltung zu sichern!
Der pressewirksam behauptete "Dialog aus Landschaft und Stadt" muss auch von der landschaftlichen Seite her ernst genommen und gleichwertig behandelt werden, damit nicht nur eine weitere und massive Zersiedlung bisher ungestörten Landschaftsraumes dabei herauskommt (der "geplante" zentrale Campus-Park ist z.B. komplett bereits längst vorhanden und gestaltet!). Auch dies muss auch im zu ändernden FNP an entsprechenden planerischen Anstrengungen erkennbar werden.

Bebauungsplan:
Alle Anregungen beziehen sich auch auf die Ebene des Bebauungsplanes, zu dem aber noch keinerlei Planentwurf vorliegt.

Ich bitte, meine Anregungen in die Planung einzubeziehen. Dies würde sicherlich auch im Sinne vieler weiterer Bürger die allgemeine Akzeptanz des Campus deutlich erhöhen können.

Mit freundlichen Grüßen

Anlage: 3 Foto-Seiten

# zugesandt von: astettien@t-online.de

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FNP = FlächenNutzungsPlan

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